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57 Bildung für eine Ethik der Wertschätzung (Pelluchon III)

Bildung für eine Ethik der Wertschätzung: Corine Pelluchon entwickelt eine moderne Tugendethik und für diese Philosophie ist die Schulung der Urteilskraft und die Entwicklung der Kritikfähigkeit für die ethische Bildung allein nicht ausreichend, denn hier wird gewissermaßen lediglich unser Denken besser, aber nicht unser Sein, unser Handeln und unser Charakter. In der Tradition der Tugendethik des Aristoteles meint ethische Bildung hier mehr, sie meint auch, immer wieder tugendhaft zu handeln, um nach und nach tugendhaft zu werden, hier: wertschätzend, anerkennend, empathisch, solidarisch verbunden durch das Gefühl der Verletztlichkeit endlicher, körperlicher Wesen. Während Aristoteles die Tugenden aus gewissen antiken aristokratischen Idealen und aus einem bestimmten Menschenbild ableitet, stammen die Tugenden bei der modernen Tugendethikerin Pelluchon aus der Kritik an den Defiziten unseres Lebens und unserer Praktiken. Pelluchon will den kritischen Geist der Moderne, doch sie scheut sich nicht, das kritische Element mit dem Vorhaben der Arbeit am eigenen Charakter zu verbinden.