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Metropolis, "Tartuffe" von Molière, Regie Luc Bondy, Akademietheater Wien, 2013

2013 gab Luc Bondy seine Abschied aus Wien. Der langjährige Intendant der Wiener Festwochen inszenierte zum Schluß, bevor er in Paris das Odéon-Theater übernimmt, "Tartuffe" von Molière am Akademietheater Wien. "Beide, Orgon wie Tartuffe, sind in Wien erstaunlich bedürftige Männer. Beide haben die umgebende Familie nötig – jedenfalls dringender, als diese die beiden Männer braucht. Was Orgon und Tartuffe in Bondys Inszenierung ebenfalls gemeinsam haben, ist ihr Hass. Alle anderen in diesem Spiel (außer Edith Clevers Dorine) sind gezähmte, zufrieden an ihren Leinen zerrende Gesellschaftskleinlöwen. Orgon und Tartuffe aber gehören nicht hierher – sie gehören in eine Wildnis, in der sie ihren Hass ausleben können. Allerdings ist Orgons Hass bei Gert Voss heiß, verzweifelt und voll enttäuschter Hoffnung, und jener von Tartuffe ist bei Joachim Meyerhoff kalt, endgültig und berechnend. Orgon möchte die Zustände aufbrechen, ein alter Mann, der nun, als Betrogener, zurückblickt und sein Leben neu sieht – noch einmal leben, das wäre es! Tartuffe möchte die Zustände versiegeln und begraben und auf dem Grab spazieren gehen – als Einziger leben, das wäre es! Am Ende wird Tartuffe verhaftet, und Orgon ist wieder Herr im Haus. Aber nur noch zum Schein und nur noch kurz. Er kommt in die Familie, die er lebenslang beherrscht hat, nicht mehr hinein. Sie will seinen Tod. Ohne Orgon funktioniert sie besser. Um ihn herum, an ihm vorbei, geht das Leben jetzt erst los. Es wird schon auf dem Tisch getanzt. Orgon aber spricht keuchend einen letzten Toast: "Der Mensch ist ein Tier." Er meint nicht Tartuffe." (DIE ZEIT)