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Am Florentinerberg thront die katholische Stiftskirche Liebfrauen hoch über Baden-Baden, der alten "Sommerhauptstadt Europas" im Nordschwarzwald. Die Kirche wurde 987 erstmals in einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. erwähnt. Ein romanischer Ausbau, von dem der Turmsockel erhalten ist, erfolgte um 1245. Zwischen 1391 und 1793 wählten vierzehn Markgrafen von Baden den Chorraum als Grablege. Unter Jakob I. wurde 1453 ein Kollegiatsstift gegründet, wodurch die Pfarrei St. Peter und Paul auch das Liebfrauen-Patrozinium erhielt. Bis 1477 erfolgte der spätgotische Umbau. Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs wurde die Kirche 1689 schwer beschädigt. Die barocke Wiederherstellung dauerte bis 1753. Dabei entstand auch der 68 Meter hohe Turmaufbau mit den Hauben, den eine vergoldete Petrusfigur krönt. Das Grabmal Markgraf Ludwig Wilhelms, wegen seiner Siege vor Wien "Türkenlouis" genannt, erinnert an die prächtige Ausstattung. Das Kircheninnere wurde ab 1867 regotisiert und mit einer Thermalwasserheizung versehen. Im Turm hängt ein neunstimmiges H-Dur-Tonleitergeläute mit Unterterz, das Albert Junker 1948 in Brilon aus Sonderbronze goss. Die Disposition stammt von Prof. Otto Schäfer, die Glockeninschriften verfasste der Schriftsteller Reinhold Schneider. Mit mehr als 13 Tonnen Gewicht besitzt die Stiftskirche eines der gewaltigsten Geläute in Baden. Das Elektrolytkupfer stammte von alten U-Booten der Kriegsmarine und wurde von den Stadtwerken für 240.000 Reichsmark beschafft. Die Glockenweihe war am 17. Oktober 1948 auf dem Marktplatz. Der Walzstahlstuhl und die Läuteanlage des Grüninger-Geläutes von 1935, das im Zweiten Weltkrieg abging, sind noch vorhanden. Im Dachreiter hängt das 1791 von Ulrich Froschauer und Gachot in Rastatt gegossene Messglöckchen, das erst 2007 einen Antrieb erhielt. (1) Christ-König Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1980 mm Gewicht: 4250 kg Schlagton: gis° –3 Inschrift: CHRIST-KÖNIG. / ES HERRSCHT DER HERR. SEIN REICH BRACH AN. / DES FEINDES ZEICHEN SCHWANKT UND FÄLLT. / IN CHRISTUS SEI DER TAG GETAN, / DER KÖNIG ÜBERSIEGT DIE WELT. (2) Ave Maria Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1670 mm Gewicht: 2502 kg Schlagton: h° +1 Inschrift: AVE MARIA. / ICH RUFE, DIE DAS HEIL GEBRACHT, / ALS SIE DES ENGELS WORT GEGLAUBT. / VERTRAUT EUCH GLÄUBIG IHRER MACHT, / DIE NIEDERTRITT DES DRACHEN HAUPT. (3) St. Josef Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1480 mm Gewicht: 1796 kg Schlagton: cis' –3 Inschrift: ST. JOSEF. / GEHORSAM KÜND ICH, DER NIE WANKT, / IN LEID UND STERBEN SCHUTZ UND HORT. / AM AUFRUHR IST DIE WELT ERKRANKT: / BEFEHLT EUCH IN DAS EWIGE WORT! (4) St. Petrus Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1320 mm Gewicht: 1317 kg Schlagton: dis' ±0 Inschrift: ST. PETRUS. / DEM FELSEN EHRE, DARAUF GOTT GEBAUT! / FEST STEHT DAS HAUS, WIE AUCH DIE HÖLLE FLAMMT! / GOTT SCHÜTZE, DEM ER PETRI AMT VERTRAUT! / SANKT PETER LEBT IN IHM UND EHERN WÄHRT DAS AMT. (5) St. Paulus Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1250 mm Gewicht: 1116 kg Schlagton: e' +1 Inschrift: ST. PAULUS. / GEIST, DER WIE BLITZESLEUCHTEN SCHEINT, / DER PAULUS IN DIE HERRLICHKEIT ERHOB. / DIE VÖLKER ALLE WECKE DIR ZUM LOB; / SEI DU DER FRIEDE, DER UNS EINT! (6) St. Bernhard Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 1110 mm Gewicht: 788 kg Schlagton: fis' ±0 Inschrift: ST. BERNHARD. / SANKT BERNHARD, SCHWERT UND LILIE, HALTE WACHT! / DIE REINSTE MACHT IST AUCH DIE STÄRKSTE MACHT! (7) St. Elisabeth Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 990 mm Gewicht: 579 kg Schlagton: gis' +2 Inschrift: ST. ELISABETH. / DER ARMEN TROST, DER HEIMATLOSEN STERN, / O SEGNE UNS ZUR ARMUT UNSRES HERRN! (8) St. Anna Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 880 mm Gewicht: 393 kg Schlagton: ais' +5 Inschrift: ST. ANNA. / WENN ALLE MÜTTER SICH ZUR HEILIGEN MUTTER FINDEN, / WIRD GOTTES REICH DIE ERDE ÜBERWINDEN! (9) Schutzengel Gießer: Albert Junker, Brilon Gussjahr: 1948 Durchmesser: 830 mm Gewicht: 331 kg Schlagton: h' +4 Inschrift: SCHUTZENGEL. / ZU DEINEM STARKEN ENGEL HÖR MICH FLEHN: / ER STEHT VOR GOTT, WIE DU WIRST VOR IHM STEHN! (10) Messglöckchen Gießer: Ulrich Froschauer und Gachot, Rastatt Gussjahr: 1791 Durchmesser: 310 mm Gewicht: ~50 kg Schlagton: d''' Inschrift: SANCTE PETRE / ORA PRO NOBIS / GEGOSSEN VON / FROSCHAUER UND GACHOT / ZU / RASTATT 1791. Inschrift um die Schulter der Glocken 1-9: GEGOSSEN, DA PIUS XII. PAPST IN ROM, WEIHBISCHOF WILHELM BURGER KAPITULARVIKAR IN FREIBURG, HUGO HEILER STADTPFARRER IN BADEN-BADEN WAR, VON ALBERT JUNKER IN BRILON 1948. Aufnahme: Am Heiligen Abend 2013 erklingt vor der Christmette um 22.45 Uhr das gewaltige Plenum der Stiftskirche Liebfrauen über Baden-Baden. Vielen Dank an den Pfarrer für die Ermöglichung der Aufnahme und die Erlaubnis zur Veröffentlichung!