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Die Hexe und der (falsch verstandene) Traum vom Mond – zum Prozess gegen Katharina Kepler (1620/21)

1620 wurde in der württembergischen Kleinstadt Leonberg die Mutter von Johannes Kepler, die 73jährige Katharina Kepler, der Hexerei angeklagt. Der Klage vorausgegangen war eine vergleichsweise harmlose, nachbarschaftliche Verleumdungsklage. Juristisch brisant wurde das zivilrechtliche Verfahren erst, als dem Gericht das Manuskript einer Erzählung Johannes Keplers in die Hände fiel. Das Somnium seu opus de astronomia lunaris erzählt eine durch magische Praktiken realisierte Mondreise, in deren Gewand Kepler eine neue Astronomie des Mondes präsentiert. In der fiktiven Magierin meinte das Gericht die Mutter Keplers zu erkennen und so wurde die literarische Fiktion einer Weltraumreise zum wichtigen Beweismittel in einem Inquisitionsprozess wegen Hexerei – ein in der Frühen Neuzeit wahrscheinlich einmaliger Vorgang. Prof. Dr. Hania Siebenpfeiffer lehrt Literatur der Frühen Neuzeit und europäischen Aufklärung am Institut für Neuere deutsche Literatur. Teil 2 der virtuellen Ringvorlesung "Hexen, Teufel und Dämonen" //korrigierte Version. Das Ursprungsvideo enthielt leere Sequenzen ab ca. 2/3 der Ursprungsläge.